Das grosse Pokern

Überrascht nahm das Schweizer Volk am 6. September 2011 folgende Medienmitteilung zur Kenntnis: Die Schweizerische Nationalbank „toleriert am Devisenmarkt ab sofort keinen EURO-Franken-Kurs unter dem Mindestkurs von 1.20. Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“. Noch mehr überrascht war und sind die Bürgerinnen und Bürger über das bisherige Schweigen der Politik. Es stellen sich folgende Fragen: Soll und kann die Nationalbank den Mindestkurs durchsetzen? Was sind die Folgen, insbesondere dann, wenn die Nationalbank den Kurs nicht durchsetzen kann?

Die erste Frage ist mit folgenden Fakten zu beantworten. Das weltweite, tägliche Handelsvolumen auf dem Devisenmarkt beträgt aktuell durchschnittlich 4‘000 Milliarden US-Dollar, davon 260 Milliarden US-Dollar mit Schweizer Franken, also 6,5%!

Zur zweiten Frage. Die Nationalbank ist ein offenes Buch. Die geldpolitisch wichtigen Daten können wöchentlich nachgeschaut werden. Spekulanten wissen also, was und wie die Nationalbank macht. Sie können und werden die Nationalbank eines Tages auf die Probe stellen. Gewinne wie Verluste sind möglich. Aber eines ist sicher. Die Zeche werden immer die Fleissigen und Sparer bezahlen. Während die Nationalbank mit offenen Karten pokern muss, können die Spekulanten genüsslich zuwarten. Bleibt nur noch zu hoffen, die Nationalbank pokere mit falschen Medienmitteilungen. Der Überraschungseffekt wäre gross, und der Aufschrei der Politik unüberhörbar. „Bluffen“ gehört eben zum Pokerspiel!

 

20. September 2011                       Nationalrat Dr. Pirmin Schwander, Lachen
 

Das grosse Pokern