Von Richtern und Menschen

„Smart, grossgewachsen, ehemaliger kantonaler Richter, Nationalratskandidat und Gemeinderat, Verwaltungsrat eines verselbständigten Bundesbetriebes, 700 000 Franken Jahreseinkommen, versteuerbares Ein­kom­men 50 000 Franken, Vermögen 0, angeklagt der mehrfachen Vergewaltigung seiner zwölfjährigen Stieftochter. … Nein, nein, diese Ehrenperson ist nicht schuldig, wir können es uns nicht leisten, diese Person zu verurteilen. … Aber Herr Kollege, wir haben drei Zeugen und eine DNA – … hören Sie auf, Richterin Unart, drei Zeugen? Alles Gesindel, ein Roma, ein Banker und dann noch ein typischer Schwyzer, der ohnehin immer nein sagt, – nein, nein, wir können diese Person nicht verurteilen, es geht um den Ruf der Schweiz. Wenden wir uns gescheiter den echten Problemen zu, zum Beispiel diesem Wiederholungstäter. Seit drei Monaten parkiert er unbelehrbar und unbezahlt vor dem Gemeindehaus. Solche Übeltäter, die gegen klares Recht verstossen, müssen wir … aber Herr Kollege, … Seien Sie nun still, Frau Unart, solche Schwerverbrechen müssen wir an den Wurzeln packen; 800 Franken Busse, 960 Franken Verfahrenskosten. Das Urteil ist rechtskräftig, wir entziehen diesem ekelhaften Typen die aufschiebende Wirkung. … Aber Herr Kollege, die Parkuhr vor dem Gemeindehaus ist seit vier Monaten defekt. … Hören Sie, Richterin Unart, Sie haben noch nicht begriffen, um was es geht. In einem Rechtsstaat gibt es keine defekten Parkuhren. Und schon gar nicht bei uns, dem Land der Präzisionsuhren.“ (aus „Im Namen des allem Mächtigen“, Ähnlichkeiten mit aktuellen Gegebenheiten sind rein zufällig.)

 

4. Februar 2012                                         Nationalrat Dr. Pirmin Schwander, Lachen
 

Von Richtern und Menschen