Berater-Gutschein

Im Voranschlag 2018 plant der Bund rund eine Milliarde Franken für Berater, Auftrags­for­schung, externe Dienstleistungen und Informatikentwicklung, -beratung und -dienstleistun­gen.  Die Frage liegt auf der Hand: Brauchen wir all diese Berater? Allein der Bund be­schäf­tigt doch rund 35 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bestens qualifizierte (ohne SBB, Post, RUAG usw.)! Und diese 35 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter generieren einen Personal­auf­wand von rund 5,77 Milliarden Franken. Im Voranschlag 2018 wird argumentiert: „Der Bund ist bei der Aufgabenerfüllung auf Dienstleistungen Dritter angewiesen, sei dies zur Be­schaffung von Wissen, das in der Verwaltung nicht vorhanden ist, oder im Rahmen von klas­sischen „make-or-buy“-Entscheidungen (externe Dienstleistun­gen).“ Mag sein, dass der Bund in vielen Fragen ohne externe Unterstützung nicht mehr auskommt. Wenn es aber da­rum geht, ehemalige Studienkollegen zu beschäftigen oder seine eigenen Meinungen und Positionen mit einem externen Gutachten zu erhärten, dann muss das Budget gekürzt wer­den. Und zwar nicht einfach um lapidare 3% sondern radikal.

Aber nicht nur beim Bund sind die Berater im Vormarsch. Wo immer eine Frage oder ein Problem auftaucht, ist schnell ein Berater zur Stelle. Wer nicht weiss, ob er heiraten soll, landet beim Eheberater. Wer dann nach 15 Jahren Ehe nicht mehr weiter weiss, geht zum Paarberater oder vielleicht lieber zum Astroberater: „JA, trennen Sie sich, die Sterne stehen günstig, ein neuer Partner wartet schon lange auf Sie.“ Und wenn dann der Nachwuchs immer noch nicht klappt, wartet der Fortpflanzungsberater. Hilft dieser auch nicht, ist der Sexualberater zu empfehlen. Ist der Nachwuchs einmal da, wartet der Familienberater. In der Erziehung hilft der Erziehungs­be­rater. Und wer verzweifelt das Kinderzimmer einrichten will, sucht Hilfe beim Wohn­be­­ra­ter. Für Details ist dann der Farbberater zuständig. Zwischen­durch muss die Steuererklärung ausgefüllt werden. Ein klarer Fall für den Steuerberater. Kaum hat der Nachwuchs die Pubertät überwunden, ist ein Termin beim Berufsberater fällig, oder nein, doch eher beim Studienberater. Schliesslich braucht die Schweiz eine höhere Maturitätsquote. Laut den Forschungsberatern mangelt es an Sozialberatern. Wer dann nicht weiss, was zur Matura-Feier anzuziehen, kontaktiert den Typberater. Kaum ist das Studium abge­schlos­sen, kommt der Karriereberater, für den innovativen Jungunternehmer wohl eher der Unternehmensberater. Für den persönlichen Ausgleich ist der Fitnessberater verant­wortlich. Wem dieser nichts hilft, geht zum Ernährungsberater. Kommt dann der Erfolg, braucht es für die Optimierung einen Finanz-, Vermögens- und Versicherungsberater. Bleibt der Erfolg aber zu lange aus, ist unter Umständen der Gesundheitsberater gefragt. Und wer dann das Glück immer noch nicht gefunden hat, kann sich beim Lebensberater informieren, ehe der Sterbeberater das letzte Drehbuch schreibt.

Wer also seinen Partner auf Weihnachten echt überraschen will, schenkt ihm einen Berater-Gutschein. Die Entscheidungen treffen dann andere, und die Verantwortung liegt bei anderen. Und der Partner kann sich auf das Wesentliche konzentrieren. Auf Weihnachten.

5. Dezember 2017                                                           Nationalrat Dr. Pirmin Schwander, Lachen

 
 

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